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Große Listendarstellung für die Wahl zum Studierendenparlament für die Legislatur 2016/17

Große_listendarstellung_15_AWir haben nichts zu verlieren als unsere Ketten…

Menschen können sich nur mit ausgefahrenen Ellenbogen bewegen?! Diese neoliberale Behauptung ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Denn der Mensch ist ein soziales Wesen und keine vereinzelte Konkurrenzbestie. Das zeigt sich täglich im Engagement von vielen: In Krankenhäusern entgegen Minuten-Budgetierung, mit kritischer Wissenschaft entgegen Drittmittel-Zwang, in der Studienreform entgegen Verwertungsdruck und in der Flüchtlingssolidarität entgegen Hetze, ebenso in den solidarischen Aufbrüchen entgegen der Austeritätspolitik.

Um die Konkurrenz dennoch aufrecht zu erhalten und die damit angerichtete Zerstörung zum Schutz der Profite zu legitimieren, ruft das Studiensystem mit verwertungsorientierten Inhalten und zu wenigen Studien-, Seminar- und Masterplätzen drohend: „Pass Dich an!“ – sonst würdest Du Karrierechancen, Anerkennung und Elternlob verlieren. Und daran seist Du dann, wenn Du Dich nicht anpasst, selber Schuld.

„Die Hauptprobleme, die wir mit der PAH [„Plattform der von Hypotheken Betroffenen“] bekämpfen müssen, sind Einsamkeit und Angst. (…) Als die Krise begann, wurden wir alle sofort beschuldigt: (…) „Es ist alles Deine Schuld.“ (…) Glücklicherweise schaffte es die PAH mit dieser Vorstellung zu brechen. Das ist sicher ihr größter und schönster Erfolg.“ (Ada Colau, Aktivistin gegen Zwangsräumungen in Spanien und nun Bürgermeisterin von Barcelona)

Wir sollten also aufhören, uns für z.B. verpasste Fristen, Masterplätze oder Karriereziele und versemmelte Klausuren selbst die Schuld zu geben. Wenn wir die politisch hergestellte Mangelsituation (für Viele) bei gleichzeitigem Überfluss (für Wenige) als Grund begreifen, können wir gemeinsam Teil der humanen Lösung sein.

Und im Streiten dafür realisieren wir bereits – durch Selbstveränderung innerhalb der Veränderung der Umstände – die solidarische Gesellschaft, die wir anstreben: z.B. streiten wir demokratisch für die Redemokratisierung der Universität. Oder kämpfen für ein elternunabhängiges, restriktionsfreies BAföG als Vollzuschuss, während wir die aktuellen Regelungen so weit wie möglich in diesem Sinne ausreizen und eine gemeinsame Lösung der finanziell prekären Situation anstreben.

… und eine Welt zu gewinnen.

„[Es] bestand das implizite Einverständnis zwischen mir und meinen Jobgebern darin, dass ich jene Art Wirtschaftswissenschaft lehren würde, in der Marx nicht vorkam. […] Nachdem ich einige Jahre vor einem Publikum referierte, dessen Ideologie ich nicht teile, ist in mir das Bedürfnis gewachsen, offen über den Einfluss von Marx auf mein Denken zu sprechen.“ (Yanis Varoufakis, ehemaliger Finanzminister Griechenlands und Hochschullehrer, Mai 2013)

Wie würden wir studieren, wenn wir nicht mehr müssten? „Wenn die Lehre durch weitgeöffnete Flügeltüren einzieht, anstatt durch widerwillig eingeklemmten Türchen“ (Tucholsky)? Wie Yanis Varoufakis ergeht es vielen Menschen. Nach Jahren der Anpassung an die vermeintlich mächtige Logik des Marktes und des Arrangierens mit „Das war schon immer so!“ brechen die Widersprüche in der aktuellen Krise – auch je persönlich – deutlich auf. Entgegen Leistungspunkte-Lauf und Eltern-Erwartungsdruck ist die sinnvolle Aufgabe des Studiums, durch Wissenschaft an der Verbesserung der Lebensverhältnisse Aller mitzuwirken, wie z.B. für die Abschaffung der Fluchtursachen (Krieg!) und für die kollektive Verfügung über den gesellschaftlichen Reichtum. Für aufklärende, eingreifende Wissenschaft und emanzipatorische Bildung sind dringend höhere finanzielle Grundmittel für Lehre, Forschung, Arbeits- und Studienplätze, die Reaktualisierung einer demokratischen Hochschulautonomie und die ausreichende Förderung des Studierendenwerks nötig.

Solidarisches Lernen undGroße_listendarstellung_15_B kritische Wissenschaft statt Leistungsdruck

Durch das Engagement für emanzipatorische Bildung mit ausreichend Masterplätzen und für kritische Wissenschaft können wir zusammen dazu beitragen, dass aus der Möglichkeit eines menschenwürdigen internationalen Zusammenlebens Wirklichkeit wird. „Mit [emanzipatorischer Bildung] begreift sich der Mensch als sein eigener Urheber, versteht er, daß die Ketten, die das Fleisch aufschneiden, von Menschen angelegt sind, daß es eine Aussicht gibt, sie zu zerreißen.“ (H. J. Heydorn) Statt der Enge des neoliberalen BaMa-Terrors durch Leistungspunktejagd, Modulhäppchen und Masterplatz-Konkurrenz zu entsprechen, setzen wir uns mit den großen Fragen unserer Zeit – soziale Gleichheit und Frieden – auseinander und lernen gemeinsam, die Welt human zu gestalten.

Revolutionäre Reformen durchsetzen statt vermeintliche Karrierechancen

„Und, was wirst Du später damit?!“ ist eine der nervigen Fragen von Verwandten, die darauf abzielen sollen, sich doch ein wenig anzustrengen, um nach dem Studium soziale Sicherheit für sich (und die Familie) zu erreichen. Doch Gegenwart und Zukunft wird nur dann weniger prekär, wenn wir uns dafür solidarisch einsetzen: emanzipatorischer Ausbau der öffentlichen Daseinsvorsorge statt autoritäre Austerität und hartz-IV, Radikale Demokratisierung statt Top-Down-Strukturen, kritisch eingreifende Wissenschaft und Bildung zur mündigen Persönlichkeit statt akademisierter Irreführung.

Soziale Bewegung für eine friedliche Welt statt Vereinzelung

Als Teil der antifaschistischen Friedensbewegung wirken wir für Zivilklauseln in Hochschulen und Hafen, für Friedenswissenschaft und für die Ausfinanzierung der Universität. Denn statt „nach oben buckeln und nach unten treten“ können wir uns zusammenschließen um für die Verwirklichung der Menschenrechte zu streiten. Die permanente Erzählung von „Alle gegen Alle“ überzeugt immer weniger. Deswegen wird versucht – in der BRD insbesondere von AfD und CSU – diese Ideologie zu verteidigen, u.a. auf dem Rücken von Flüchtlingen, Obdachlosen und Langzeitarbeitslosen. Doch statt isoliert und gegeneinander den Ansprüchen der Leistungsgesellschaft zu genügen, organisieren wir uns in Richtung einer „Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für freie Entwicklung aller ist“ (Marx/Engels).

Die Herausforderung besteht nun darin, die alltäglich praktizierte Solidarität auszubauen hin zu einer befreienden und verändernden Praxis. Studentische Interessenvertretung muss ermutigen, aus der alltäglichen Konkurrenzhetze hervorzutreten, um die Alternative zu bilden und für Verbesserungen zu wirken.

Als SDS* engagieren wir uns dafür in sozialpolitischen und antifaschistischen Bündnissen, Fakultätsräten, Fachschaftsräten, StuPa und AStA, ebenso wie im Bundesverband dielinke.SDS.