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Inhaltlicher Wahlkampf Nummer 4: Bildung für Alle

Bildung muss allen Menschen offen stehen. Wir wollen die Universität nicht als Ort, an dem die Elite sich selbst reproduziert und sich von der Masse der Bevölkerung abschirmt. Im jetzigen gesellschaftlichen Verständnis von Bildung als Humankapital findet sich das Bedürfnis aller Menschen nach Erkenntnis nicht wieder.

Orientiert auf den Arbeitsmarkt stellt der Zugang zu Bildung ein hegemoniales Instrument der Herrschenden dar, dessen Zweck die Etablierung von Qualifikationsunterschieden ist, um durch eine Hierarchisierung innerhalb der Arbeiter*Innenschaft Konkurrenz zu erzeugen. Bildung sollte dementgegen aber als emanzipatorische Aneignung von Wissen verstanden werden, deren Zugang nicht reguliert werden darf. Dies ist ein wichtiger Schritt zu einer gesamtgesellschaftlichen positiven Entwicklung. Daher bekämpfen wir Selektionsschranken in Form von verschiedenen Schultypen, Prüfungen, Noten, Zulassungsbeschränkungen und Studiengebühren (auch versteckt in Form der Verwaltungsgebühren), um diese abzuschaffen.

Auch Menschen ohne Abitur muss der Zugang offen stehen, wie es seit Jahrzehnten am Fachbereich Sozialökonomie (Ex-HWP) praktiziert wird. Darüber hinaus muss das BAföG elternunabhängig als Vollzuschuss gewährt, müssen die Hochschulen für Menschen ohne deutschen Pass geöffnet und die universitären Veranstaltungen auch für Nicht-Studierende besser zugänglich gemacht werden.

Um Bildung für Alle zu verwirklichen, engagieren wir uns in der Verfassten Studierendenschaft und in Gremien der akademischen Selbstverwaltung, unter anderem für eine grundlegende Studienreform, die das Bachelor-Master-System endlich überwindet. Das beinhaltet viele Elemente, wie die Abschaffung der Module und Fristen, des Anwesenheitszwangs und der Fixierung auf den Arbeitsmarkt. Dazu stoßen wir eine grundlegende Diskussion über Prüfungen immer wieder mit an: Klausuren konstruieren eine Situation, in der Studierende auf sich allein gestellt Aufgaben meist ohne Hilfsmittel zu bewältigen haben. Da Menschen soziale Wesen sind, ist es sinnvoll einen kooperativen Umgang, anstatt Konkurrenz- und Ellenbogenverhalten zu fördern. Alle sollten gemeinsam entscheiden, wann, wo, wie und was sie prüfen lassen wollen und in welcher Form sie eine Beurteilung erwarten. Daher gilt: Prüfungen abschaffen!

In der kritikablen Hochschulvereinbarung zwischen Unipräsident Lenzen und der Wissenschaftssenatorin Stapelfeldt, ist unter anderem festgeschrieben, allen Bachelor-Absolvent*Innen in Hamburg einen Masterplatz zur Verfügung zu stellen. Bei der momentanen Situation für Lehramtsstudierende zeigt sich die ganze Absurdität des Ba/Ma-Systems und der gestuften Abschlüsse. Mehrere Studierende wurden nicht zum Master zugelassen, was für den angestrebten Beruf als Lehrer*In ein Ausschlusskriterium ist. Hier hat der Bachelor eine reine Übergangsfunktion und nicht die im Bologna-Prozess euphorisch deklarierte frühzeitige Arbeitsmarktqualifikation. Deswegen streiten wir in- und außerhalb der Uni weiterhin, dass der Master Regelabschluss wird, indem die Zulassung zu ihm mit dem Studienbeginn erfolgt. Der Bachelor bleibt als eine frühzeitige Ausstiegsmöglichkeit.

Wir sehen Bildung als kooperative Aneignung von Wissen, um die Welt besser zu verstehen und sie verändern zu können! Die Kooperation muss auch zwischen Lehrenden und Studierenden bestehen. Studierende sind Mitglieder der Universität und nicht Kund*Innen und Konsument*Innen der Lehre. Mit der erkämpften Abschaffung der Studiengebühren ist ein bestimmender Faktor der beschriebenen Umdeutung verschwunden: Die Entwicklung geht weiter. Wir sind bekräftigt in unserem Kampf für Bildung für alle.

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