Antidiskriminierung

Man muß jede Sphäre der deutschen Gesellschaft als die partie honteuse
[den Schandfleck] der deutschen Gesellschaft schildern, man muß diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, daß man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!Karl Marx, MEW1

Strukturelle und unmittelbare Diskriminierungen finden jederzeit und überall statt. Sexismus, Heteronormativität, Rassismus und Antisemitismus sind keine Probleme vermeintlich „extremer“ Randgruppen, sondern sind in allen Teilen der Gesellschaft vorhanden. Mit ihren Mechanismen von Inklusion und Exklusion erfüllen sie eine explizite Funktion in einer Gesellschaft. Die Konstruierung von „außen“ und „innen“, von einer „Mehrheit in der Mitte der Gesellschaft“ mit normativer Macht, erzeugen durch Abgrenzung Zugehörigkeit. Die suggerierte Konkurrenz zwischen vermeintlichen Kulturen, Ethnien oder sonstigen konstruierten Gruppen dient der Verschleierung realer sozioökonomischer Ungleichheiten und der Sicherung und Verfestigung von bestehenden Machtasymmetrien.

Selbstverständlich ist die Universität kein von diesen Zuständen abgekoppelter Mikrokosmos, sondern ist von ihnen ebenso durchdrungen. Es ist also notwendig, diese Zustände auch dort einer fortschrittlichen Kritik zu unterziehen und sich ihnen entschlossen entgegen zu stellen. So ist z.B. die statistisch sinkende Wahrscheinlichkeit der Besetzung universitärer Stellen durch Frauen bei einflussreicher werdenden Positionen ein Zeichen für fehlende Gleichstellung. Unsere feministische Politik zielt aber nicht auf die Bevorteilung von Frauen ab, sondern auf den Abbau von Herrschaftsstrukturen und Unterdrückung. Die Initative aus der Studierendenschaft im letzten Jahr, sich für ein teilautonomes Referat für Frauen einzusetzen, haben wir von Anfang an personell und strukturell unterstützt. Die zurückliegenden Auseinandersetzungen haben uns noch ein mal gezeigt: Sexismus war und ist fester Bestandteil der versteinerten Verhältnisse, welche zum Tanzen gebracht werden müssen.

Ob offen oder subtil, ob bewusst oder unbewusst, rassistische Diskriminierung ist allge genwärtig. Nach wie vor sind Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund von Exklusion betroffen und werden nicht vollständig als Teil der Gesellschaft akzeptiert. Auch hier steht die Universität direkt im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang, wenn z.B. am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), in Zusammenarbeit mit den Behörden, „Altersfestsetzungen“ an Flüchtlingen vorgenommen werden. Dass dieses Prozedere selbst vom deutschen Ärztetag als unwissenschaftlich abgelehnt wird und der Behörde erst die Möglichkeit zur Abschiebung der betroffenen Personen eröffnet, muss thematisiert werden. Die Universität darf institutionellem Rassismus nicht blind begegnen und sich zu dessen Vollstreckung instrumentalisieren lassen. Vielmehr steht auch sie vor der Aufgabe, rassistische Zustände aufzudecken und zu kritisieren.

Wir wollen weiterhin antifaschistische Arbeit am Campus und im AStA verankern. Das heißt grundsätzlich, sich für gesellschaftliche Bedingungen einzusetzen, die den Faschismus unmöglich machen oder mindestens erschweren. Im Konkreten kann es ebenso bedeuten, Burschenschaften als das zu benennen und zu kritisieren, was sie sind: Männerbünde, in denen Sexismus, Rassismus, Antisemitismus und völkischer Nationalismus allgegenwärtig sind. Zusätzlich am Campus Aufklärung über Naziaufmärsche und vergleichbare Aktivitäten zu leisten, die Mobilisierung dagegen zu befördern und den Protest, wie am 2. Juni 2012 in Hamburg durch das Blockieren der Nazis, auf die Straße zu tragen! Wir rufen dazu auf, sich am 12. Januar an den antifaschistischen Protesten und Blockaden gegen den Naziaufmarsch in Magdeburg zu beteiligen.